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Text ERIKA THIMEL
Fotos CHRISTINE BASLER
erschienen im Buch
„Stadtgespräche aus Rosenheim“
Gmeiner-Verlag
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"DO KONNST SCHO NARRISCH WERDN"
Die Generalprobe findet immer in der Badewanne statt. Hier hat Peter
Kirmair Ruhe und kann sich ein letztes Mal auf seinen Text konzentrieren.
Laut deklamiert er seine Passagen, nur der Kater Wuzzi
darf lauschen. Stunden später wird ihm ein Saal voller Menschen zuhören.
Tagsüber in seiner Druckerei tätig, tritt Kirmair abends auf
der ›Volksbühne St. Nikolaus‹ im Künstlerhof am Ludwigsplatz auf.
Der Theatersaal des Gebäudes, das aus dem ehemaligen Kolpinghaus
entstand, wurde bei Umbauarbeiten gerettet – und ist der Geburtsort
der Schauspielgruppe. Seit rund 40 Jahren steht Kirmair hier auf
der Bühne. Zum Helden der Rosenheimer wurde er jedoch vor allem
durch sein kabarettistisches Talent. Er entfaltet es mit grandioser
Wucht, wenn die Kirche alljährlich zum Verzicht aufruft.
Für die genussfreudigen Bayern ist die Fastenzeit hart, weswegen
sie das Starkbier erfanden. Der Anstich des ersten Fasses wird
entsprechend gewürdigt und die wichtigste Rolle fällt dabei Kirmair
zu. Er eröffnet seit fast zwei Jahrzehnten das Rosenheimer Starkbierfest
in der Inntalhalle mit dem traditionellen ›Derblecken<....
Wie erklärt man einem Preußen die Kunst des Derbleckens?
Auf gut Bayrisch: Du haust am andern a paar Sachan hi, sodass der
g’scheid schlucka muass.
Herr Kirmair, was kann Bayrisch, was Hochdeutsch nicht kann?
Es kann Gemütszustände in Nuancen ausdrücken,
über die nur unser Dialekt verfügt. ›Heid is’s griabig‹ oder ›Fix, heid
stinkt’s ma‹ lässt sich nicht übersetzen. Da wächst man rein. Da haben
wir schon Vorteile gegenüber den Preußen......
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