VON ALLEM EIN BISSCHEN MEER - DER CHIEMSEE

Er sticht sie alle aus: Den Starnberger See, den Ammersee, den Pilsensee und die anderen großen Pfützen. Insgesamt machen sich über 60 Badeseen im Voralpenland breit. Da muss man sich entscheiden, an welchen man fahren will. Für den Chiemsee gibt es zehn gute Gründe und mehr....

1. Er ist der Größte
Er misst rund 80 Quadratkilometer und ist bis zu 73 Meter tief. Das macht ihm in Bayern keiner nach.

2. Er verspricht Meer
Die Wasserfläche erscheint unendlich, der Wind streichelt Wellen herbei und die Sonne zaubert Glitzersterne darauf. Näher kann man in Bayern dem Gefühl am Meer zu sein nicht kommen.

3. Er ist sauber
Die Wasserqualität des Chiemsees ist gut bis sehr gut.

4. Er hat ein Schloss
König Ludwig II. hat sich eine Kopie von Versailles auf die Herreninsel bauen lassen. Inklusive Spiegelsaal.

5. Er ist ziemlich flatterhaft
Der Chiemsee zählt zu den artenreichsten Vogelgebieten Deutschlands. Rund 350 Vogelarten fliegen hier umher und zwitschern. Darunter so seltene Exemplare wie das Blaukehlchen und der Schwarzhalstaucher.

6. Die Fraueninsel gehört ihm
Touristen aus aller Welt beneiden ihn um dieses idyllische Fleckchen Insel, aber sie gehört nun einmal zum Chiemsee. Genau wie das hübsche Kloster darauf.

7. Er hat attraktive kleine Brüder
Zum Beispiel den Langbürgner See und den Hartsee. Die beiden verstecken sich im Naturschutzgebiet und schmeicheln Schwimmern mit ihrem warmen, weichen Wasser.

8. Er sorgt für leckeres Essen
In seinem klaren Nass wachsen Renken, Forellen und Saiblinge heran. Wenn sie groß sind, werden sie aufgespießt und über Holzkohlen gegrillt. Einen neuen Namen bekommen sie auch: „Steckerlfisch“.

9. Er sieht von allen Seiten richtig gut aus
Und damit Cabrio- Fahrer das genießen können, führen traumhafte Landstraßen rund um den Chiemsee. Bergkulisse inklusive.

10. Er ist maßlos romantisch
Das beweist er immer wieder aufs Neue mit einem traumhaften Sonnenuntergang. Idealer Schauplatz: Übersee.

HEUTE EIN KÖNIG.....

Hier sind Sie richtig! Im Chiemgau spielt Bayern seine stärksten Trümpfe aus: Glühende Berge, glitzernde Seen und bunte Blumenwiesen. Der Wind trägt das Aroma von Margariten, Kornblumen, Mohn und Lichtnelken in Ihr Cockpit. Klappen Sie das Verdeck herunter und atmen Sie den Duft. Tief und genussvoll. Im Chiemgau können Sie sich an der Nase herumführen lassen. Nicht nur das. Diese Tour wird alle Ihre Sinne ansprechen.

Morgens küsst Sie die Sonne, ein wolkenloser Himmel grüßt. Die Luft verspricht Freiheit und Abenteuer. Es gibt ihn, den perfekten Tag! Krönen Sie ihn mit einer Cabrio-Tour durch den Chiemgau. Bayerns Pracht begrüßt Sie auf der Autobahn. Auf der A8 München Richtung Salzburg brausen Sie über den Irschenberg der Naturschönheit entgegen und nehmen die Ausfahrt Frasdorf. Gleich am Ortseingang hat der „Anderlbauer“ seinen Hofladen gebaut. Wem es gelingt, seine massive Holztüre aufzudrücken, der kann seinen Picknick-Korb mit Bio-Spezialitäten aus der Region füllen, z.B. mit dem köstlichen Chiemgauer Schafskäse.
Vorausschauende finden jetzt schon Souvenirs bei der Schnapsbrennerei Johann Guggenbichler: erstklassige Obstbrände ohne Zusätze. Ihre Qualität verdanken sie den Äpfeln und Birnen aus eigenem Anbau und dem mineralhaltigen Wasser der hauseigenen Quelle.
Weiter geht’s den Samerberg hinauf ins malerische Dorf Törwang. Direkt neben der Kirche steht ein Bauernhof und ein paar Häuser weiter serviert der „Entenwirt“ seine Spezialität: Bayerische Bauernente mit Kartoffelknödel und Blaukraut. Ein Entenbier aus dem Fass rundet den deftigen Genuss ab – zumindest für den Beifahrer.
Zurück im Cabriolet steuern Sie den Aussichtspunkt Obereck an. Machen Sie sich auf ein Déjà-vu gefasst. Der idyllische Ort könnte Ihnen bekannt vorkommen – aus Film und Fernsehen: Die kleine Kapelle im Schutz der imposanten Luitpold-Eiche nutzen Regisseure gerne als Schauplatz für schicksalhafte Begegnungen und romantische Stelldicheins. Schließlich bietet der Ort einen einzigartigen Panoramablick ins Inntal und den Chiemgau. Mystisch gestimmte Menschen sprechen vom Obereck als Kraftort, der hilft, die eigene Mitte zu finden. Nicht umsonst führt der bayerische Jakobsweg direkt daran vorbei.
Der Bauer Michael Huber, dem ein Zehntel der Kapelle gehört, bringt die Magie auf den Punkt: „Der Baum, das Kreuz, die Kapelle, hier gehört alles zusammen.“ Gemeinsam mit den neun anderen Miteigentümern kümmert er sich um das Kleinod. „Jedem von uns gehört ein Quadratmeter und jedes Jahr kümmert sich ein anderer um die Kapelle. Das heißt: Unsere Frauen kümmern sich darum. Sie verwalten auch das Geld aus dem Opferstock.“ Eine kleine Spende ist willkommen.

DIE MUNDART

Im Freistaat gibt es drei große Dialektgruppen: Bairisch, Fränkisch und Schwäbisch. Von den rund zwölf Millionen Bayern können sich rund zwei Drittel in ihrer Mundart verständigen. Bairisch spricht man in Oberund Niederbayern sowie in der Oberpfalz. Typisch für das Baierische sind seine Zwielaute aus zwei direkt aufeinander folgenden Vokalen. Während die deutsche Standardsprache nur drei Zwielaute, so genannte Diphthonge, kennt: „ei“, „eu“, „äu“ und „au“, kommen in der bairischen Mundart 24 vor. Auf den guten Ton kommt es an: Im Bairischen verrät oft nur er, was wirklich gemeint ist. „Ja mei“ kann beispielsweise alles bedeuten. Gedehnt und mit steigender Tonlage drückt es freudiges Erstaunen aus. Tief, schnell und scharf hervorgepresst eher ärgerliche Ablehnung. Auch beim Wort „Luada“ (Luder) wird klar, wie wichtig der richtige Ton ist. Sanft und gedehnt heißt es so viel wie „liebster Schatz“. Schnell und verächtlich ausgedrückt ist es eine aggressive Beleidigung.

HOCHDEUTSCH KOMMT AUS DEM SÜDEN

Überraschung: Das Hochdeutsche kommt aus dem Süden. Schließlich haben die Norddeutschen ihre Sprache von den Völkern im Süden gelernt. Noch im 16. Jahrhundert unterhielt man sich im Norden Deutschlands auf „Niederdeutsch“ und im Süden auf „Hochdeutsch.“ Das prägende Werk der deutschen Sprache, die Bibel, übersetzte Martin Luther ins Hochdeutsche. Der Grund: Der Süden war wirtschaftlich stärker als der Norden und die Verbreitung seines Werkes dadurch einfacher. Um die Luther-Bibel zu lesen, mussten die Norddeutschen das Hochdeutsche wie eine Fremdsprache lernen. Deshalb herrscht dort heute ein Dialekt, der sehr nahe am Schriftdeutschen ist.

KUNSTVOLLE LIEBESGABEN

Siegfried Stuhlmüller pflegt in Riedering ein altes bayerisches Kunsthandwerk – und Beziehungen. Bei ihm finden Sie handgeschnitzten Schmuck, einzigartige Knöpfe und griffige Messer.

Konzentriert kratzt Siegfried Stuhlmüller mit einer Nadel am Ohr des Gamsbocks. Feine Späne fallen auf seine Arbeitsfläche. Der Mann weiß, was er tut. Seit zwei Jahrzehnten pflegt er das altbayerische Kunsthandwerk des Hornschnitzens. Im Regal liegt sein Arbeitsmaterial: Wuchtige Hörner von wilden Tieren, in allen Größen und Farbnuancen.

Aus Hirschgeweihen schnitzt der Kunsthandwerker Schmuckstücke, Messergriffe, Gürtelschließen, Knöpfe und Skulpturen. „Das Horn des Rothirsches lässt sich am besten verarbeiten, weil es am härtesten ist“, erklärt er. Seine Kunststücke schmücken später Dirndl, Lederhosen und Trachtenhüte, denn Hornschmuck ist eine bayerische Liebesgabe.

Der Mann schenkt der Frau ein Edelweiß und drückt damit aus, dass er alles für sie wagen würde. Der Hintergrund: In der Natur blüht die Gebirgsblume auf hohen, steilen Felsen. Wer es dort pflückt, setzt sein Leben aufs Spiel. Die Frau revanchiert sich mit einem Gamsbock zum Anste - cken. „Die Gams symbolisiert Jagdglück, weil sie so schnell und gewandt ist“, erklärt Stuhlmüller, dessen Handwerk aus der Jagd kommt. Früher haben die Jäger im Alpenraum ihre Trophäen zu Schmuckstücken verarbeitet, heute beherrschen nur noch wenige diese Kunst.

Vorsichtig wischt Stuhlmüller die Späne vom Gamsbock und mustert sein Werk. Ein feines Haar fehlt noch. Er kratzt es ins Fell des Tieres. Jetzt ist der Künstler zufrieden. Der Gamsbock wirkt lebendig, spitzt die Ohren, scheint bereit zum Sprung.

Öffnungszeiten der Hornschnitzerei Stuhlmüller: Di. – Fr. 9:00 – 12:00 Uhr / 13:00 – 18:00 Uhr Sa. nach Vereinbarung. Mo. geschlossen. Rosenweg 3a, D-83083 Riedering www.hornschnitzerei-stuhlmueller.de

MYTHOS MÄRCHENKÖNIG – KÖNIG LUDWIG II. (1845 – 1886)

„Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen“, erklärte sich der Bayernkönig. Seine fantasievollen Schlösser erzählen seinen Traum von einer anderen, besseren Welt.
Ludwigs Mutter beschrieb ihren Prinzen als kreatives Kind, das gerne Theater spielte, Bilder liebte und außerordentlich großherzig war. Die begeisterte Bergsteigerin nahm ihren Sohn schon früh mit auf die Gipfel und weckte seine Naturverbundenheit.
Als das Königskind 18 Jahre war, starb sein Vater und Ludwig wurde relativ unvorbereitet auf den Thron gezwungen. Zu Beginn seiner Regentschaft widmete er sich eifrig den Regierungsgeschäften, später überließ er diese seinen Ministern und gab sich seiner Kunstliebe, Musikbegeisterung und Bauleidenschaft hin.
„Er war der schönste Jüngling, den ich je gesehen habe“, schwärmte die Schriftstellerin Clara Tschudi. Der 1,91 Meter großer König war ein begehrter Junggeselle. Doch keine Frau eroberte sein Herz. Mit seiner Cousine Kaiserin Elisabeth von Österreich lebte er eine innige Freundschaft, bis er die Verlobung mit ihrer Schwester Sophie Charlotte löste. „ ... der Gott meines Lebens aber ist, wie Du weißt, Richard Wagner“, entschuldigte Ludwig sich.
Die Welt der Musik und der alten Sagen war Ludwigs liebster Aufenthaltsort. Er identifizierte sich mit Parzival, der dank Reinheit und Glauben zum Gralskönig und damit zum Erlöser wurde. Immer mehr zog er sich in seine Träume zurück. München war ihm inzwischen verhasst, seine Aufgaben nur noch eine Belastung. Menschen versuchte er zu meiden. Ludwig schlief am Tag und lebte in der Nacht. Legendär sind seine nächtlichen Schlittenpartien im Kerzenschein.
Die andere Seite des Königs: Ludwig II. interessierte sich brennend für technologische Entwicklungen – und träumte vom Fliegen. Dieser Traum sollte Jahre später als Beweis seiner „Geisteskrankheit“ gelten. Doch schon 1891, fünf Jahre nach dem Tod des Königs, hielt sich Otto Lilienthal mit seinem Fluggerät als einer der Ersten über hunderte von Metern in der Luft.
Mit 40 Jahren war der einst so schlanke, schöne Bayernkönig ein dicker, kranker Mann, den Bauschulden drückten und der ohne Opium nicht einschlafen konnte. Seine Regierungsaufgaben interessierten ihn nicht mehr. Die Mächtigen in München reagierten: Sie ließen den König für verrückt erklären – ohne eine psychiatrische Untersuchung. Am 13. Juni 1886 ertrank König Ludwig II. im Starnberger See. Ob es Selbstmord war oder ein Attentat, ließ sich nie klären. Für viele Bayern ist aber Ludwig II. bis heute ihr "Märchenkönig" ihr "Kini".

FRENCH CONNECTION

Ludwig II. wusste, wo sein Land am schönsten ist. Die besten Plätze markierte der bayerische König mit heute weltbekannten Schlössern. Sein Prachtstück verwirklichte der Monarch mit Schloss Herrenchiemsee.
Die Bauvorlage steht im Pariser Vorort Versailles: Das Schloss des „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. Der Franzose schuf ein architektonisches Meisterwerk und seine maßstabgetreue Kopie steht mitten im Chiemgau. Alles begann an Ludwigs 29. Geburtstag im August 1874. Anstatt im heimischen München zu feiern, zog es den eigenwilligen König nach Frankreich zum Schloss Versailles. Er verehrte den Sonnenkönig. Die Folgen waren gewaltig: Ludwig wollte das gleiche Schloss wie sein Vorbild. Den idealen Standort besaß der König bereits. 1873 hatte er die Insel Herrenchiemsee gekauft. Für die hervorragende Lage zahlte er 350.000 Goldmark. Seinen Ruf ein Verschwender zu sein, festigte der König endgültig beim Bau des Projekts. Zwar finanzierte er seine Schlösser aus der Privatschatulle, doch die war bald leer und die Schulden wuchsen. Dafür füllten sich die Kassen der Münchner Handwerker. Nicht zuletzt durch die königliche Baulust entwickelte sich die Landeshauptstadt zu einer europäischen Kunstgewerbe-Metropole. Auch die Menschen im Chiemgau profitierten von der königlichen Baulust: Straßen wurden angelegt, die Menschen bekamen Arbeit. Zeitweise waren 300 Leute auf Herrenchiemsee beschäftigt.
Pedantisch überwachte Ludwig ihre Fortschritte. Jeder Farbton sollte der Vorlage gleichen, jeder Lüster identisch sein. Nur beim Bau der berühmten Spiegelgalerie gestattete seine Majestät eine Ausnahme: Der prächtige Saal ist mit 98 Metern 23 Meter länger als das französische Vorbild. Trotzdem wurde er nur einmal genutzt – beim einzigen Aufenthalt des Königs in seinem neuen Schloss. Da zündeten die Bediensteten über 2000 Kerzen an. Ihr Glanz vervielfachte sich in den Spiegeln. Goldenes Licht durchflutete den Raum – und umfing einen einsamen Menschen. Es war der König. Der Mann, der seine Bauwerke als „Hauptlebensfreude“ empfand, freute sich allein.
Heute ist es vorbei mit der Einsamkeit: Das Schloss Herrenchiemsee ist für Besucher geöffnet, im Spiegelsaal finden regelmäßig Konzerte statt – und trotzdem hat Ludwigs Insel nichts von ihrer Schönheit eingebüßt.

www.herrenchiemsee.de